Bingo – die Trainingswoche mit den Glücksnummern 110 und 112
Lang, lang ist’s her, dass ich Euch auf dem Laufenden hielt. Den 25er bin ich nicht ganz so gelaufen, wie ich wollte. Sehr knapp unter drei Stunden. Die anschließenden Wochen hatte ich ein Form- und Mentaltief (was das Laufen angeht). Aus dem habe ich zum Glück durch sanften Umstieg auf das Marathontraining und durch die freundliche Unterstützung meines Lebensgefährten bei den langen Läufen wieder herausgefunden. Kurzum. Die Vorbereitung läuft prima. Keine Zipperlein nirgendwo. Knie, Hüfte, Rücken, alles da, wo es hingehört.
Hitze und Begleitung
Selbst meine Abneigung gegen Läufe am frühen Morgen habe ich in diesem wunderschönen Sommer abgelegt. Hitze beim Laufen mag ich noch weniger, und so bin ich teilweise schon vor sechs Uhr morgens gestartet – für mich eine echte (zusätzliche) Leistung.
Während meines Formtiefs oder Motivationstiefs fragte mich mein Liebster: „Wie kann ich Dich unterstützen?“ Die Antwort darauf war, mich auf den langen Läufen am Wochenende mit Wasser, Isodrink und Bananen zu begleiten. Seit dem läuft es wirklich gut. Und in der vergangenen Bingo-Woche war ich heilfroh, dass er bei mir war.
110
Unter der Lessingbrücke in Moabit begegnete mir am Donnerstag ein „Sittenstrolch“. Ich laufe ja wirklich nicht schnell, außerdem hatte ich eine Sonnenbrille auf und unter der Brücke ist’s dunkel. Deshalb bemerkte ich erst im letzten Moment, dass da auf dem Podest jemand stand. Tags zuvor hatte mir eine Freundin erzählt, dass beinahe mal jemand auf sie gekotzt hätte. Und ich zuckte im ersten Moment zusammen, weil ich dachte, da pinkelt gleich einer im hohen Bogen über mich in die Spree. Aber nein. So ein Arschloch. Zur besten Uhrzeit, in der die gegenüberliegende Grundschule die sechste Stunde beendet, holte er sich an sehr exponierter Stelle (Podest, s.o.) einen runter. Weil ich ohne Handy unterwegs war, bin ich in den nächsten Laden gelaufen und habe die 110 angerufen. Die freundlichen Polizisten, die dann später bei mir zuhause anriefen, haben ihn natürlich nicht mehr gefunden.
112
Am Samstag dann – 25km auf dem Plan. Bis 21,99km ging auch alles wunderbar. Es war tolles Wetter, tolles Licht, ich lief eine gute Zeit und hatte dank meines lieben Begleiters auch noch richtig Spaß. Ich wollte gerade für 22 Kilometer auf der Stoppuhr checken, als – ja, als ich stolperte.
Es ging alles so schnell und trotz einer langsamen Geschwindigkeit von 8,5km/h bin ich ungebremst und nur unter geringfügiger zusätzlicher Bremskraft von Knien und Händen mit der Stirn auf das Kopfsteinpflaster geschlagen.
Der Schmerz an Stirn und Nase sowie der Schlag, den es auch auf die Brust getan hat, war im ersten Moment sehr sehr sehr schlimm. Es zog aber nicht mein bisheriges Leben an mir vorbei, sondern ich dachte nur – „oh, Gott, was, wenn Du Dir eine Hirnverletzung zugezogen hast, oh, Gott, wenn das Dein letzter klarer Gedanke war“. Und laut geschrien habe ich – zum Kummer meines lieben Begleiters, der völlig unter Schock stand.
Blöderweise waren wir auf einem Fußweg – aber die Straße zum Glück nur 50 Meter entfernt. Ich habe ihn einen Krankenwagen rufen lassen. Der kam nach vier Minuten (danke, Großstadt). Und fuhr mich nach Untersuchung vor Ort doch sicherheitshalber ins Krankenhaus Westend.
Ich habe so großes Glück gehabt. Keine Symptome für eine Gehirnerschütterung. Kaum Schürfwunden. Natürlich die fetteste Beule der Welt an der Stirn und jetzt zwei Veilchen, die sich sehen lassen können (oder auch nicht).
Anbei ein paar Fotos vom Ort. Der Pflasterstein war noch die gute Variante. Zum Glück war es keine der hochstehenden großen Platten, auf die ich fiel.

Positiv
Wie immer – versuche ich, solchen Erlebnissen als sinnvolle Ereignisse zu sehen und eine positive Lehre daraus zu ziehen. Denn sonst müsste ich mich als zweifaches Opfer sehen. Das würde micht zu sehr zermürben.
Der Exhibitionist – zeigt mir einmal mehr, dass man als laufende Frau immer noch eine Minderheit ist – und natürlich auch mehr Kilometer macht als andere Frauen, auf denen einem unangenehme Dinge passieren können. Aber wir sind eine Minderheit, die zumindest die sportliche Herausforderung gerne annimmt und sich deshalb vielleicht auch anderen Herausforderungen besser stellen kann. Trotzdem ist und bleibt er ein Arschloch. Excuse my French.
Der Unfall: Ich kann noch einen besseren Laufstil kann entwickeln und einfach achtsamer laufen. Besser auf mein Befinden achten, konzentrierter laufen. Und einstecken kann ich wohl auch ganz gut. Die Schmerzen sind fast erschreckend schnell verflogen.